„Ich will hier raus, ich will was seh`n. Ich will den Schotterweg begehen, will was Neues ausprobier`n. Meine Wände explodieren“, heißt es in dem Song „Immer noch da“. Ein Stück, das perfekt die Maxime von Deutschpop-Shootingstar Björn Paulsen widerspiegelt: Paulsen ist ein Getriebener, ist immer auf der Suche. Nach dem nächsten Abenteuer, nach der nächsten Herausforderung, nach der großen Freiheit und letztendlich nach dem sicheren Hafen, in dem er einmal vor Anker gehen kann. Irgendwann, vielleicht. Wenn die Sterne günstig stehen. Erfahrungen und Erlebnisse, die der norddeutsche Sänger und Songwriter seit über zehn Jahren in seine Lieder verpackt – 2017 macht Björn Paulsen nun den nächsten Schritt auf seiner musikalischen, wie auch persönlichen Reise.
Björn Paulsen stammt aus der nordfriesischen Kleinstadt Niebüll, nur wenige Kilometer von der Nordseeküste entfernt. Das Meer kann man von hier aus zwar noch nicht sehen, aber doch die grenzenlose Weite in der salzigen Luft schmecken, die die immerwährende steife Brise über das grüne Marschland treibt. Im 17. Jahrhundert begaben sich die Walfänger von hier aus auf große Fahrt; heute stechen im Stundentakt Fähren in See, um das Festland mit dem Rest der Welt zu verbinden. Menschen kommen an, andere fahren ab. Kein unüberschaubares Flughafengewimmel, dafür Glück und Schmerz im Kleinen. Über allem liegt eine Art von melancholischem Fernweh, das sich auch in Björn Paulsens geerdetem, handgemachten und unverstellten Sound irgendwo zwischen Pop, Rock und Liedermachertum findet. Bereits mit 14 Jahren legte sich Björn Paulsen seine erste Akustikgitarre zu, die sich der Musiker für kleines Geld im Katalog bestellt hatte. Nachdem er sich selbst die ersten Akkorde beibrachte, sammelt er schon bald erste Erfahrungen in diversen Bands, schreibt eigene Songs und findet sich 2012 schließlich in der VOX-Castingshow „X Factor“ wieder, bei der ihn eine gute Freundin ohne sein Wissen angemeldet hatte. „Entgegen aller üblichen Vorurteile und Klischees war diese Zeit für mich eine tolle Erfahrung“, erinnert sich der 31-Jährige zurück. „Ich habe unglaublich viel gelernt und durfte mit großartigen Künstlern wie Sarah Connor oder Moses Pelham zusammenarbeiten.“ Doch statt auf Nummer sicher zu gehen und sich auf das Nachspielen bekannter Hits zu beschränken, präsentiert Paulsen immer wieder selbst komponierte Songs, die vom begeisterten TV-Publikum euphorisch abgefeiert werden und mit denen er sogar bis ins Finale gevotet wird! „Für mich hat Musik nichts mit einem Wettbewerb zu tun. Ich hatte einfach keinen Bock, nur zu covern; auch meine damalige Mentorin Sarah Connor hat mich darin unterstützt, eigene Lieder zu spielen. So weit zu kommen, hätte ich ich mir aber im Traum nicht vorstellen können.“
Nach seinem TV-Sieg als Drittplatzierter nimmt sich Björn Paulsen drei Jahre Zeit, in Ruhe an seinem Debütalbum zu schrauben, das 2016 unter dem Titel „Haltestelle“ erscheint. Unterstützung erhält er dabei von Producer Thorsten Brötzmann (Amy MacDonald, Lena, Kerstin Ott), der für verschiedene Songs verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit seiner Band vollzieht Paulsen auf „Haltestelle“ den Schritt vom Solokünstler zum kraftvollen Frontmann, der auf unzähligen Festivals neben Formationen wie Kettcar, Wingenfelder, Johannes Oerding, Axel Prahl u.a. als die große Überraschung gehandelt wird und mit seinen Stücken im Vorprogramm von Santiano mehr als 7.000 Leute mitreißt. Björn Paulsen trifft mit seinem Mix aus Pop, Rock, Liedermachertum und nicht zuletzt seiner neosouligen Reibeisenstimme einen Nerv. Paulsen zählt zu einer ganz neuen Generation von „Deutschpoeten“, die sich in ihren Texten nicht mehr länger auf das stumpfe Aneinanderreihen hohler Kalendersprüche beschränkt, sondern den unverfälschten Ausdruck sucht. Nicht umsonst gibt der Sänger Größen wie Udo Lindenberg, Rio Reiser oder Reinhard Mey als Referenz an. „Deutsch ist meine Muttersprache, in der ich mich am besten und ganz direkt ausdrücken kann. Manchmal höre ich einen Satz oder ein Wort, das mich zu einem Song inspiriert. Oftmals dauert es Wochen oder Monate, bis ein Text perfekt ist und das reflektiert, was ich vermitteln will. Erst, wenn mich ein Thema so lange beschäftigt, ist es wirklich gut und verdient, in einem Lied verarbeitet zu werden. Meine Lieder wachsen, atmen und führen oft ein Eigenleben. Als würde man ein Bild malen, das man Stück für Stück fertig stellt und von dem man anfänglich nur eine vage Vorstellung hat, wie es am Ende ausschauen wird.“
Paulsens Songs sind Momentaufnahmen der Welt um ihn herum. Manchmal ein wenig verwackelt und unscharf, manchmal glasklar und fast schmerzhaft intim. „Der größte Einfluss für meine Lieder sind im Grunde die Menschen, die mich umgeben. Mich interessieren Geschichten; ich sehe mich selbst auch als eine Art Geschichtenerzähler. Ich beobachte gern und höre gerne zu. Ich denke, das ist es, was wir in diesen Zeiten verlernt haben: Einander zuzuhören. Jeder von uns hat eine spannende Geschichte zu erzählen. Nicht jedes Stück muss eine Lovestory beinhalten. Es darf auch um etwas Banales gehen; Hauptsache, die Gefühle sind echt. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, mich meinem Publikum zu öffnen und mich angreifbar zu machen. Doch je angreifbarer man sich macht, desto stärker geht man daraus hervor.“
Momentan arbeitet Björn Paulsen mit Sascha Paeth (Avantasia) an seinem für Spätsommer/ Herbst geplanten Longplay-Zweitling „Karussell“, auf dem er einen großen Schritt nach vorne macht und von einer völlig neuen Seite zu erleben ist: So ist es Paulsen gelungen, die unbändige Liveenergie seiner Auftritte auf Platte in einem erfrischend rauen, ungehobelten aber homogenen Sound einzufangen. Eine erste Single ist für Juli geplant; zeitnah zum Albumrelease wird Björn Paulsen zum zweiten Mal auf hoher See auf der TUI Schallwellen Cruise (05.09.-09.09.2017) neben Pur oder Max Giesinger zu erleben sein.